Pressespiegel

09.03.2019 20:20 Alter: 5 yrs

Malerische Folgen von Rückerts Streifzügen durch Marten

Ganz bewusst und mit künstlerischen Mitteln hat sich der Dortmunder Maler, Regisseur und Schauspieler Günter Rückert seinen Kindheitserinnerungen gestellt: Denn Rückert hat mit Exkursionen durch Marten die Grundlage für eine Hommage an seine Kindheitsheimat gelegt. 14 Bilder, die im Nachgang dieser Exkursionen entstanden sind, werden ab dem 3. April (Mittwoch) bis zum 31. Mai (Freitag) im Meilenstein, In der Meile 2, gezeigt.

Zu Fuß und mit dem Motorrad ist Günter Rückert in den vergangenen Monaten durch Marten gestreift. "Diese Ausstellung ist der Versuch, die alten Wurzelenden wieder aufzuspüren, die Ursuppe der Kindheit noch einmal zu löffeln, und sich den vergessenen Orten zeichnerisch zu nähern", sagt Günter Rückert. Und so ist er umhergestreift, hat Skizzen gemacht, in Erinnerungen gesucht und viele, viele Momente gehabt, in denen die Kindheit in der Germaniasiedlung, die Jahrzehnte zurückliegt, plötzlich wieder ganz präsent war. Mit teilweise gemischten Gefühlen, zum Beispiel beim Anblick der Germaniasiedlung, in der der Künstler als Bergmann-Kind aufwuchs. "Ich finde es schade, was aus der Siedlung geworden ist. Alles ist privatisiert worden, die großen Gärten sind jetzt eingezäunt, eben Privatbesitz. Manche Freiflächen sind bebaut worden. Und auch den Aschenplatz, auf dem wir gepöhlt haben, gibt es nicht mehr. Ist jetzt Rasen", sagt Rückert. Und andererseits: "Die Walbertstraße hatte ich mit den alten Zechenhäusern aus den 20er Jahren in Erinnerung, die waren früher ganz schwarz. Damals waren ja alle Häuser schwarz, aber die waren besonders schwarz. Und die wurden jetzt schön fertiggemacht", sieht Rückert auch positive Entwicklungen. 

Hoch emotional war der Ausflug in die Gefilde der Kindheit, immer wieder poppten Erinnerungen auf: "Wir haben immer auf den Förderturm Germania geschaut, daneben bin ich aufgewachsen. Und als ich jetzt zum Bergbaumuseum in Bochum kam, da bin ich fast umgefallen. Ich wusste nicht, dass der Förderturm jetzt da steht" Hauer sei sein Vater gewesen, und die Arbeit lebensgefährlich: meine Mutter hat jeden Abend mit uns Kindern dafür gebetet, dass der Vater wieder heil von der Arbeit kommt, erinnert sich Rückert. Einmal wurde der Vater verschüttet, er verlor drei Zehen dabei. Eine Nachbarin verlor den Mann und drei Söhne unter Tage. Elend genug, um Vater Rückert zu veranlassen, den Sohn eindringlich zu Schulfleiß aufzufordern: "Entweder lernste was, oder du kannst Kohlen schippen." Sonntags ging es immer nach Haus Dellwig. "Das war unser Sonntagsspaziergang. Jeden Sonntag. Jedenfalls kam es mir so vor", sagt Rückert und schmunzelt. Und deshalb war haus Dellwig auch Ziel der Exkursion  durch die Stätten der Kindheit. "Früher konnte man nur in den Innenhof, da konnte man nicht drumherum laufen", erinnert sich der Maler. Aber nun geht es und Günter Rückert hat die Ansichten festgehalten.

Oder haus Wischlingen. "Das war früher ein alternatives Kulturzentrum, etwas anarchistisch. Da haben wir mitgemischt bis die Stadt das dichtgemacht hat und dann kam der Revierpark. Der ist dann aber von uns gemieden worden", erinnert sich Rückert. Und so wird die Ausstellung im Meilenstein beides sein:  Eine Reminiszenz an die Vergangenheit und eine Aufforderung, sich die Veränderungen bewusst zu machen. Das aktuelle Marten wird so neu in den blick genommen. 

RN vom 9. März 2019/ Bericht: Irene Steiner, Fotos: Repro Rückert

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