Pressespiegel

24.07.2019 00:26 Alter: 5 yrs

Projekt „Stück zum Glück“ – Maira und Mara Ziehe testen ersten inklusiven Spielplatz in Dortmund-Marten

Gastbeitrag von Marion Theisen

Kinder mit und ohne Behinderung können in Marten nun gemeinsam spielen: Auf einem der ersten inklusiven Spielplätze deutschlandweit. Maira und Mara Ziehe aus Brackel haben ihn getestet – und sind begeistert. Die beiden Mädchen haben sich schick gemacht für ihren Termin als Spielplatz-Jury. Sie sollen testen, ob das neue Areal tatsächlich für Kinder mit und ohne Behinderung funktioniert. Aber als die Elf-jährigen Zwillinge die neuen Spielgeräte sehen, vergessen sie schnell, dass sie eigentlich auf ihre Kleidung achten wollten. 

Klang- und Tastspiele, um möglichst viele Sinne anzusprechen

Maira sitzt im Rollstuhl. Sie ist 13 Wochen zu früh geboren und hat in Folge von Hirnblutungen eine geistige und körperliche Behinderung. Zusammen mit ihrer Schwester Mara erobert sie zuerst das Klettergerüst. 

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Dass sie auf einem Spielplatz über den Gummiboden mit Dämpfung einfach so zu den Geräten fahren kann, kennt Maira nicht. Sonst sind da immer Sand- oder Rasenflächen, die sie stoppen. „Bis vor kurzem konnte ich sie noch auf den Arm nehmen und überall hin tragen“, sagt Beate Ziehe, die Mutter der Mädchen. „Aber das ist jetzt vorbei: Maira wiegt gut 25 Kilo und ist ja auch schon ziemlich groß.“ 

In Marten sind die Spielgeräte inklusiv, also für alle zugänglich. Wichtig ist dabei, dass es möglichst wenige Barrieren gibt: Das Klettergerüst bietet Möglichkeiten in unterschiedlichen Ebenen und Schwierigkeitsgraden, es gibt Klang- und Tastspiele, um möglichst viele Sinne anzusprechen, das Karussell ist von allen Seiten leicht zugänglich, es gibt eine Bauchschaukel, und die Rutsche ist nicht nur über eine Leiter, sondern auch über einen Hügel zu erreichen. 

Mit jedem Kauf eines Procter & Gamble-Produktes bei Rewe geht ein Cent an das Projekt

Für Maira und Mara ist es das erste Mal seit langer Zeit, dass sie gemeinsam Spaß auf einem Spielplatz haben können. Und genau das ist das Ziel der Aktion „Stück zum Glück“: Mit jedem Kauf eines Procter & Gamble-Produktes (z.B. Ariel, Lenor oder Pampers) bei Rewe geht ein Cent an das Projekt.

Ziel ist es, im Laufe von drei Jahren eine Million Euro zu sammeln. Damit werden deutschlandweit neue inklusive Spielplätze geschaffen und bereits bestehende Spielplätze für alle Kinder um- oder ausgebaut.

Eine Innofact-Studie im Auftrag von „Stück zum Glück“ zeigt, dass zwar 75 Prozent aller Elternteile das Spielen auf dem Spielplatz für ihre Kinder sehr wichtig finden, aber nur 36 Prozent einen zumindest teilweise inklusiv gestalteten Spielplatz kennen.

In Dortmund-Marten konnte zum ersten Mal ein Gesamtkonzept verwirklicht werden

Es gibt also Nachholbedarf, findet auch Heidrun Hellwig vom Dortmunder Spielplatzverein: „Wenn Geräte auf Spielplätzen ausgetauscht werden müssen, achten wir zwar darauf, dass sie inklusiv bespielbar sind. Aber hier konnten wir zum ersten Mal ein Gesamtkonzept verwirklichen. Und wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis.“

Und was sagt unsere Dortmunder Spielplatz-Jury? „Ich finde es total schön, mal wieder mit Maira zusammen draußen zu spielen. Beim Klettergerüst konnte sie auch ein bisschen hangeln, das Klangspiel war echt schön und auf dem Karussell war sie mit Mama zusammen. Da kam man aber auch leicht drauf und konnte nicht so tief fallen.“

Mara lächelt. Und Maira winkt heftig mit ihrer linken Hand. „Das heißt: ja“, sagt Beate Ziehe. Sie kann sich gut vorstellen, in Zukunft öfter auf den inklusiven Spielplatz in Marten zu kommen, auch wenn er nicht gerade um die Ecke liegt.

Weil hier für die Kinder mit den unterschiedlichsten Behinderungen ganz viel möglich ist. Nicht zuletzt eine spielerische Begegnung auf Augenhöhe mit Kindern ohne Behinderung. Und die ist – damit Inklusion auf allen Ebenen gelingt – ja schon mal ein guter Anfang. 

Fragen an Heidrun Hellwig, Geschäftsführerin des Spielplatzvereins Dortmund und Mitarbeiterin des Büros für Kinder- und Jugendinteressen der Stadt Dortmund:

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Heidrun Hellwig möchte Dortmunder Spielplätze inklusiver gestalten.

Was bedeutet dieser Spielplatz für Dortmund?

Dortmund hat 365 Spielplätze, aber noch keinen gesamt-inklusiven. Der Spielplatzverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, kindgerechte Spielräume in der Stadt zu schaffen; daher sind wir sehr froh über diese Möglichkeit. Inklusion wird in Kindergärten und Schulen gelebt; warum nicht auch auf dem Spielplatz? Die sind ideal, um körperliche, aber auch soziale Fähigkeiten zu erlernen und spielerisch zu verbessern. 

Warum ist Inklusion von Anfang an wichtig?

Wenn die Kinder von Anfang an lernen, dass ein selbstverständliches Miteinander richtig und wichtig ist, werden sie es auch später nicht mehr in Frage stellen. Anderssein ist eben der Normalfall, ob es nun um Behinderungen, körperliche Unterschiede oder andere Dinge geht. Manche Kinder können dabei Hilfsbereitschaft und Empathie lernen, andere lernen, sich etwas zuzutrauen und wachsen daran. 

Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Projekt „Stück zum Glück“ gelaufen?

Zunächst haben wir uns über die knapp 60.000 Euro gefreut, die die Spendeninitiative „Stück zum Glück“ uns für Bau und Gestaltung des Spielplatzes gespendet hat. Der Spielplatzverein hat weitere 30.000 Euro investiert – und nun ist etwas sehr Schönes daraus geworden. Überrascht waren wir, wie schnell alles fertig war: Ein halbes Jahr haben die Arbeiten nur gedauert. Und die Kooperation war sehr angenehm. Das kann ich anderen Kommunen nur empfehlen.