Von Irene Steiner / RN vom 10.02.2018
In Marten soll ein neuer großer Aldi-Markt gebaut werden, er soll modern werden, den bisherigen ersetzen und direkt an die Schulte-Heuthaus-Straße rücken. Dafür muss die Stadt einen Bebauungsplan aufstellen.
Wie der Bürger auf derartige Entwicklungen in seiner Nachbarschaft direkt Einfluss nehmen kann, das zeigte exemplarisch der Heimatforscher und alteingesessene Martener Reiner Gallen während der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung. „Der neue Aldi-Markt soll als Pavillon erstellt werden. In Pavillon-Bauweise passt der sich nicht der vorhandenen Bebauung an. Der neue Aldi wird begrüßt, aber wir möchten bei der Gestaltung mitsprechen“, führte Gallen aus. Und er legte den Finger in weitere Wunden, die er in den Plänen für die vorgesehene Bebauung sieht: „Die alte Sparkasse wird abgerissen und dabei werden Wohnungen vernichtet. Da wäre es doch eine Anregung, den Aldi aufzustocken für Wohnungen.“ Mit einer derartigen Planung für einen Markt in Berlin war Aldi jüngst an die Öffentlichkeit getreten. Die Bezirksvertreter sprangen durchaus auf die Idee an, aber SPD-Fraktionssprecher Andreas Lieven wies auch auf gravierende Unterschiede zu der Situation in der Bundeshauptstadt hin: Berlin habe in seiner Hauptsatzung festgelegt, dass Investoren auch Wohnraum schaffen müssen. „In Dortmund haben wir eine 25-Prozent-Regelung, doch die gilt nur für Investitionen von großen Wohnraum-Projekten. Da muss ein Viertel sozialer Wohnungsbau sein. Für gewerbliche Investoren gilt das nicht, man kann es bei den Investoren nur einfordern.“ Und so einen Appell haben die Bezirksvertreter in der Sitzung letztlich auch gemacht, als sie einstimmig die Empfehlung aussprachen, die Verwaltung mit der Aufstellung des dafür notwendigen Bebauungsplan Lü188 zu beauftragen.
Der Ausschuss für Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen hat einen Tag später die Aufstellung des Bebauungsplan Lü188 mehrheitlich beschlossen. Festgezurrt ist damit die Planung, wie in der Vorlage skizziert ist, allerdings noch nicht. Es folgt noch die Bürgerbeteiligung, bei der jeder seine Einwände anbringen kann. Vorgesehen war, dass die Planungen 14 Tage lang aushängen. Ergänzt werden soll das durch eine Bürger-Veranstaltung, bei der die Planungen vorgestellt werden sollen. Auswirkungen hätten die bisherigen Planungen möglicherweise auch auf die ärztliche Versorgung in Marten. Der Augenarzt Dr. Helmut Stodollick hat seine Praxis in dem Gebäude der Sparkassen-Filiale. Mietvertrag läuft noch „Ich habe noch einen Mietvertrag über viereinhalb Jahre und wenn Aldi mir die Möglichkeit eröffnen würde, hier eine Praxis aufzumachen, dann wäre ich damit zufrieden. Das wäre auch für Aldi günstig, weil ja meine Patienten häufig mit Begleitpersonen kommen, die würden das Angebot des Aldi – und gerade auch ein gastronomisches Angebot – gerne nutzen.“
Stodollick will gern an seinem angestammten Standort bleiben. „Eine Verschiebung um 500 Meter wäre nicht günstig“, so der Augenarzt. Aldi Nord indes macht in einer Stellungnahme zu der Option, den Supermarkt mit Wohnbebauung aufzustocken, wenig Hoffnung, dass das auch für Marten eine Option sein könnte. Auf Anfrage dieser Zeitung schrieb Verena Lissek für die Kommunikation des Einzelhandel-Konzerns: „Die Planungen von Aldi Nord im Bereich Immobilien fokussieren sich derzeit ausschließlich auf das Ballungsgebiet Berlin/Brandenburg.“ Ob sich das im Zuge der Planungen für Marten ändern wird, ist damit weiter offen.
Die Einwände aus der Bürgeranhörung geäußert werden, werden in die Planungen eingebunden. Der modifizierte Entwurf geht wieder in die Gremien. Auch in die Bezirksvertretung. Baubeginn für den Aldi-Markt ist nicht vor 2019.
Foto: vom Buechel