Marten befindet sich im Umbruch. Einige Bewohner wollen ihren Stadtteil attraktiver für junge Leute machen, wollen die Straße In der Meile umgestalten und viele Aktionen für einen lebendigen Stadtteil organisieren. Im Martener Forum arbeiten sie an der Umsetzung.
Im Ortskern von Marten zweigt von der Hauptstraße eine kleine Straße mit Allee-Charakter ab, die Straße „In der Meile“. Gleich am Anfang im Haus Nummer 2 befindet sich seit November 2017 die Nachbarschaftswerkstatt „Meilenstein“, in der sich regelmäßig Bürger für das Martener Forum treffen.
Monika Rößler und Gaby Lenz sind oft dort anzutreffen. Die beiden schmeißen ehrenamtlich mit drei Helfern den ganzen Laden. Sie kennen Marten gut, weil sie dort leben oder arbeiten. Und sie sehen viel Potenzial in dem Stadtteil. „Marten – mehr als nur ein (W)Ort“ ist ihr Motto und das des Martener Forums.
Marten ist mit Auto, Bus, Bahn und Zug sehr gut zu erreichen. Es grenzt an das Naherholungsgebiet Hallerey und an die Emscher. Für die Bewohner gibt es mehrere Supermärkte, Imbisse und Restaurants. Rößler sagt, dass viele Bewohner schon sehr lange in Marten leben. Sie sind oft sehr engagiert und leben gerne in dem Stadtteil. Auch einige Geschäfte gibt es schon sehr lange. Zum Beispiel das Eiscafé Pieruz zwei Häuser neben dem Meilenstein. Es besteht schon seit 1963. Der Sohn des Inhabers, Franco Pieruz, lebt schon immer in Marten. „Ich fühle mich wohl hier und kenne meine Kunden“, sagt er, aber auch: „Marten ist nicht mehr das, was es mal war.“ Früher seien zum Beispiel in der Meile mehr kleine Geschäfte gewesen. Aber viele hätten geschlossen, auch durch den Indupark, meint Pieruz.
Die Leerstände in der Meile sind offensichtlich. Auch Rößler und Lenz stören sie. Deswegen wollen sie vor allem dagegen etwas tun. Die beiden Frauen sprühen nur so vor Ideen. „Ich würde es toll finden, wenn etwas hierher kommt, was ein bisschen anders ist“, sagt Lenz. „So wie im Kreuzviertel zum Beispiel.“ Sie könnte sich etwa einen Buchladen mit Antiquariat oder einen Weinladen mit Verköstigungen vorstellen. „Das wäre auch attraktiv für junge Leute.“
Rößler schlägt vor, dass junge Leute sich überlegen könnten, welche Einrichtung sie gerne im ehemaligen Penny-Markt hätten. „Zum Beispiel eine Mukkibude“, sagt sie. Das Supermarkt-Gebäude sei sowieso nicht gut als Verkaufsfläche geeignet, weil die Anlieferung in der Meile schwierig ist. Deswegen sei auch die LEG an einer alternativen Nutzung interessiert.
Was in Marten für junge Leute getan werden kann, damit beschäftigt sich seit März ein eigener Arbeitskreis im Martener Forum. Ihm gehören ein Doktorand und vier Studenten aus Marten an. Sie wünschen sich zum Beispiel mehr Außengastronomie. In Marten wohnen laut Lenz wegen der Nähe zur Uni und der vergleichsweise niedrigen Mieten zwar viele Studenten. Aber ihre Freizeit verbringen sie meist im Stadtzentrum.
Rößler will außerdem, dass die Meile wieder zu einer Flaniermeile wird. Dazu könnten neben attraktiven Läden auch Sitzgelegenheiten, Spielgeräte für Kinder und Wasserspiele beitragen. Mit dem Martener Forum hat sie schon eine Aktion geplant, bis in die leer stehenden Immobilien wieder Geschäfte einziehen. Sie will die Schaufenster künstlerisch gestalten.
Die Ehrenamtliche hat auch viele Ideen, wie Menschen zeitweise in die Meile gelockt werden könnten. Dazu möchte sie zum Beispiel in Zukunft mal ein gemeinsames Picknick oder einen Nachmittag mit kubanischer Musik auf der Straße organisieren.
Doch es sind nicht nur Rößler und Lenz, die in dem Stadtteil viel bewegen wollen. Im Martener Forum kommen einmal im Monat zahlreiche Bewohner im Meilenstein zusammen und überlegen sich in Arbeitskreisen Ideen. Das Martener Forum wurde 2014 gegründet. „Es ist ein Zusammenschluss von engagierten Bürgern aus Marten, zum Beispiel aus Vereinen, von Trägern. Schulen und der Kirche, und von alteingesessenen Bewohnern“, sagt Rößler.
Am 23. April fand zum Beispiel ein Workshop des Projekts „KuDeQua“ vom Institut für Arbeit und Technik im Meilenstein statt. Etwa 30 Bewohner erarbeiteten in drei Arbeitsgruppen Vorschläge für den Stadtteil. Wie das Martener Forum auf seiner Internetseite berichtet, wünschten sich die Bürger vor allem Angebote, die den Zusammenhalt stärken.
Demnach waren konkrete Ideen zum Beispiel eine alternative Bücherei, in der sich Anwohner treffen und austauschen können, ein Café oder eine kleine Galerie. Die Bewohner wünschten sich auch einen Drogeriemarkt, eine Reparaturwerkstatt für Fahrräder und ein Repair-Café. Eine Arbeitsgruppe bestand ausschließlich aus jungen Erwachsenen, die eine Kneipennacht, den gerade entstehenden E-Sports-Verein, Events mit Live-Musik und einen Escape-Room ins Gespräch brachten.
Den Treffpunkt der Engagierten, den Meilenstein, gibt es seit November 2017. Zur Einweihung am 22. November kamen laut Rößler ungefähr 100 Gäste. Seitdem haben die Ehrenamtlichen schon zahlreiche Veranstaltungen in der Nachbarschaftswerkstatt auf die Beine gestellt, wie Vorträge, Lesungen, Kunstausstellungen, Adventssingen, ein Weinseminar, ein Seifenseminar und ein Gesundheitsseminar. Laut Rößler kamen immer bis zu 60 Leute. Sie plant drei bis vier Veranstaltungen pro Monat.
Rößler und Lenz sind als Hauptverantwortliche froh, dass ihre Angebote so gut angenommen werden. „Wenn man bedenkt, wie viele Angebote es in Dortmund gibt“, meint Lenz. Aber das zeige, dass die Leute auch gerne ortsnah ihre Freizeit verbringen. „Wir hoffen aber auch, dass wir zunehmend wahrgenommen werden, auch über Marten hinaus“, sagt Rößler. „Das lockt hoffentlich junge Leute und Start-Ups an.“
Die nächsten Veranstaltungen im Meilenstein:
Außerdem finden im Meilenstein mittlerweile regelmäßig Beratungen statt. Die Wirtschaftsförderung Dortmund bietet Beratung für Gewerbetreibende, Einzelhändler und Freiberufler, das Seniorenbüro Lütgendortmund für Senioren und pflegende Angehörige und das Familienbüro Lütgendortmund für Familien. Der Meilenstein ist auch als Treffpunkt für zum Beispiel Vereine gedacht.
So engagiert die Rößler, Lenz und die anderen Ehrenamtlichen auch sind, ohne die Hilfe der Stadt Dortmund wäre das Martener Forum und der Meilenstein nicht möglich. Die Nachbarschaftswerkstatt wird von der Wirtschaftsförderung Dortmund finanziert. Das Martener Forum arbeitet außerdem mit verschiedenen Projekten wie „KuDeQua“ und „nordwärts“ zusammen.
Lenz erzählt, dass ihnen auch die beiden Quartierskümmerer in Marten immer zur Seite stehen. Deren Job ist es, Vereinen und Institutionen im Stadtteil zu helfen, als Ansprechpartner zu dienen und den Kontakt zur Stadt herzustellen. Doch Lenz würde sich wünschen, dass die Kümmerer nicht nur für zwei Jahre befristet angestellt werden, sondern dauerhaft. So könnten feste Strukturen entstehen.
Rößler fordert außerdem, dass der Aktionsraumbeauftragte für Marten nicht mehr länger in Lütgendortmund sitzt, sondern vor Ort im Stadtteil, zum Beispiel im Meilenstein. Das wäre ihre Wunschvorstellung, weil der Meilenstein dann feste Öffnungszeiten hätte. Das wäre ein weiterer Schritt für einen etablierten Treffpunkt im Ort.
Dortmund24/ Sandra Schaftner/ 23. Mai 2018